Vorstand der Egger Bürgergemeinschaft informiert die BürgerInnen des
Ortsteils
Auch im Zeitalter des Internet ist der persönliche Kontakt wichtig. Daher lud
der Vorstand der Bürgergemeinschaft – aber auch auf vielfachen Wunsch aus
der Bürgerschaft – am Samstag, 13. Juni, 10 Uhr, zu einer Infoveranstaltung auf
den Dorf- und Spielpatz ein. Nicht zuletzt durch die Berichterstattung im
SÜDKURIER vom gleichen Tag motiviert, in dem über den geplanten Bau einer
Anschlussunterkunft für Flüchtlinge in der Dorfmitte von Egg berichtet wurde,
folgten etwa 50 BürgerInnen der kurzfristig ausgesprochenen Einladung.
Vorstandsvorsitzende Gaby Ellegast berichtete über das Gespräch vom 2. Juni
mit Vertretern der Stadtverwaltung, dass sie gemeinsam mit Andreas Marx,
ihrem Stellvertreter, geführt hatte. Dabei wurden in erster Linie die
(unterschiedlichen) Auffassungen über die geplanten Bebauung ausgetauscht.
Ihre mit dem Restvorstand abgestimmte Haltung in der Causa: Ja zur
Aufnahme von Flüchtlingen, aber nicht auf dem Spiel- und Dorfplatz. Die
Verwaltung, so Ellegast, nahm ihre Argumente zur Kenntnis – dass das Dorf,
das in den letzten Jahren einen mächtigen Einwohnerzuwachs verzeichnet,
keinerlei Infrastruktur bietet und dazu miserabel an den öffentlichen
Nahverkehr angebunden ist. Ellegast/Marx wiesen in dem Gespräch vor allem
auch auf die wichtige Funktion des Spiel- und Dorfplatzes für das soziale Leben
hin – Egg hat als kleinster Teilort der Stadt Konstanz mit knapp 30 Prozent den
höchsten Prozentsatz von Familien mit Kindern unter 18 Jahren.
Da viele Egger offenkundig nicht mit dem Verfahren in der Bau-Angelegenheit
vertraut waren und um weitergehende Informationen baten, referierte Gaby
Ellegast die zu erwartenden Schritte: Anfang Juli wird es ein zweites Gespräch
zwischen Verwaltung und dem Vorstand der Bürgergemeinschaft geben, die
sich als Sprachrohr aller Egger versteht – inzwischen haben mehr als 150 Egger
Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet. Das Gespräch ersetzt nicht die
notwendige Bürgeranhörung. Die Bürgeranhörung wird fällig, wenn der Egger
Spiel- und Dorfplatze weiterhin als Ort für die Anschlussunterkunft von
Flüchtlingen infrage kommt. Bevor mit dem Bau begonnen werden kann, muss
allerdings der Gemeinderat sein Okay geben – auch zur Änderung des
Bebauungsplans auf dem Spiel- und Dorfplatz, denn ursprünglich war hier ein
Kindergarten vorgesehen. Da die letzte Sitzung des Rates in der letzten JuliWoche stattfindet, ist vor der Sommerpause wohl nicht mit einer Entscheidung
zu rechnen, so Gaby Ellegast.
Andreas Marx ergänzte die Ausführungen der Vorsitzenden mit dem Hinweis,
dass die städtische WOBAK bereits fertige Pläne für ein Gebäude für bis zu 40
Personen in der Schublade hat. Stadt und Wohnbaugesellschaft können
demnach mit Geld aus einem Topf der Landesregierung in Stuttgart rechnen,
wie sich aus der Diskussion ergab, die seiner Rede folgte. Das Förderprogramm
endet im Dezember 2015, was möglicherweise die Eile der Verwaltung erklärt.
In der breiten Öffentlichkeit ist dieser Zusammenhang bisher nicht bekannt
gewesen. Das zweistöckige Gebäude – etwa 10 m hoch – passt in das
Baufenster, das ursprünglich für den Kindergarten vorgesehen war. Der
Kindergarten ist Teil des Bebauungsplans aus den 1990er-Jahren. Bau und
Parkplätze würden die Hälfte des Dorf- und Spielplatzes einnehmen. Der
Verkehr würde über den Siedlerweg und die Egger Wiese geleitet. Ein Foto von
dem geplanten Bau wurde Ellegast/Marx verweigert.
In der Diskussionsrunde bestand Konsens darüber, dass der Spiel- und
Dorfplatz in der gegenwärtigen Form erhalten bleiben sollte. Es wurde
mehrfach darauf hingewiesen, dass gerade auch die Neu-Egger wegen des
Status Quo in den Ortsteil gezogen seien, viel Geld in die Hand genommen
hätten und sich jetzt von der Stadt getäuscht sähen. Ein Bürger wies darauf
hin, dass das Baufenster diesen Bau erlaube, allerdings müsse der
Bebauungsplan durch Beschluss des Gemeinderats entsprechend geändert
werden. Ein anderer Egger brachte eine Klage gegen die Stadt ins Spiel. Das
sei nur auf dem privaten Weg möglich, wurde ihm allerdings vom Vorstand
beschieden. Man wolle im Übrigen keine „Drohkulisse“ aufbauen.
Ein weiterer Bürger äußerte sich skeptisch, dass eine Integration der – zumeist
jungen und alleinstehenden – Flüchtlinge in Egg möglich sei. Über weitere
Maßnahmen, wie Integration aussehen könnte, habe sich die Verwaltung im
Gespräch nicht geäußert. Der Bürger plädierte weiterhin dafür, die in Not
geratenen Menschen stadtweit unterzubringen und nicht „soziale
Brennpunkte“ zu schaffen. Es gäbe sehr viel Leerstand in Konstanz, der nicht
genutzt werde. Darauf hatte auch, laut SÜDKURIER, Stadtrat Herbert Weber
hingewiesen. Tatsächlich gibt es eine „Liste“ mit Leerständen, wie am Rande
der Veranstaltung bekannt wurde. Sie wurde von der Verwaltung bisher nicht
öffentlich gemacht.
Immer wieder wurde von den Teilnehmern der Informations-Veranstaltung die
mangelnde Transparenz des gesamten Verfahrens beklagt. Andere Stimmen
beklagten, dass die Flüchtlingspolitik der Verwaltung zu einer EntSolidarisierung zwischen den Ortsteilen führe – bei einer Anhörung der Bürger
von Petershausen und Wollmatingen im Kulturzentrum am Münster
Wolkenstein-Saal wurde gefordert, dass auch in weiteren Stadt- und Ortsteilen
Unterkünfte gebaut werden sollten, die bisher nicht diskutiert worden seien. In
dem Zusammenhang wurde die Verwaltung auch dafür kritisiert, dass sie nicht
frühzeitig Konzepte entwickelt habe, um dem zu erwartenden Flüchtlingsstrom
Herr zu werden.
Mit Blick auf die Egger Tafel – am Samstag, 27. Juni, ab 15 Uhr – wurde
schließlich eine Unterschriftenliste angeregt, in der die Forderung der Egger
freundlich aber bestimmt nach Erhalt ihres Spiel- und Dorfplatzes an die
Stadtverwaltung unterstrichen werden sollte. Der Vorstand nahm die Anr egung
zur Kenntnis und wird einen Textentwurf liefern. Vorschläge aus der Mitte der
Bürgerschaft sind willkommen. Und noch ein Nachtrag: Am Samstag, 18. Juli,
besuchen Oberbürgermeister Uli Burchardt und die Bürgermeister im Rahmen
der „Bürgerstunde auf dem Fahrrad“ auch Egg. Eine gute Gelegenheit, mit den
Verwaltungschefs in unserer Spiel- und Dorfplatz-Sache ins Gespräch zu
kommen. Die genaue Uhrzeit wird noch bekannt gegeben.
Siegmund Kopitzki, Schriftführer